17 Prozent der deutschen Industriebetriebe sehen sich gezwungen, ihre Produktion aufgrund der hohen Energiepreise zu drosseln. Dies geht aus einer aktuellen bundesweiten DIHK-Konjunkturumfrage hervor, für die insgesamt mehr als 24.000 Betriebe aus allen Branchen und Regionen befragt wurden. Darüber hinaus will jedes zwölfte Industrieunternehmen seine Produktion in Folge der gestiegenen Kosten verlagern.
Als industrielle Kernbranche hat dabei gegenwärtig insbesondere die Automobilindustrie mit den Auswirkungen der Energiekrise zu kämpfen. Hinzu kommen die kräftig erhöhten Preise von Rohstoffen und Vorprodukten, die der Fahrzeugindustrie massiv zusetzen. In Folge haben bereits 16 Prozent der Betriebe ihre Produktion reduziert; ganze 17 Prozent wollen ihre Produktion zudem ins Ausland verlagern. Zu den weiteren Maßnahmen, wie die Betriebe versuchen, mit den hohen Energiepreisen zurechtzukommen, zählen zudem die Weitergabe der Kosten an die Kunden (59 Prozent) sowie Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen (38 Prozent).
Was ohnehin schon eine äußerst schwierige Gemengelage darstellt, spiegelt sich auch in der mittlerweile vielerorts problematischen Finanzlage zahlreicher Betriebe wider. Von dieser berichtet inzwischen fast die Hälfte der Unternehmen aus der Fahrzeugbranche. Zum Vergleich: Noch im Frühsommer dieses Jahres betrug der Wert 37 Prozent. Drei von Hundert Betrieben sehen sich inzwischen sogar von einer Insolvenz bedroht.
Wirtschaftslage 2022: 1,7 Prozent erwartetes Wachstum
Auch das aktuelle Jahresgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – bekannt als die sogenannten Wirtschaftsweisen – beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Frage, wie die Energiekrise solidarisch bewältigt werden kann. Insgesamt zeichnen die Expertinnen und Experten dabei zwar eine etwas optimistischer Prognose als die Bundesregierung. Für das laufende Jahr geht das Gremium von einem Wachstum in Höhe von 1,7 Prozent aus – das sind 0,3 Prozentpunkte mehr, als die Bundesregierung bislang prognostiziert hat.
Gleichzeitig könnten verschiedenste Faktoren dazu beitragen, dass im Extremfall eine Gasmangellage in diesem und nächstem Winter eintritt und es in deren Folge zu einer tiefen Rezession und einer noch höheren Inflation kommt. Auch wenn davon zunächst nicht ausgegangen wird. Demnach sind den Wirtschaftsweisen zufolge folgende Kriterien weiterhin als kritisch in Bezug auf die Energieversorgung zu betrachten: zu geringe Sparanstrengungen, ein besonders kalter Winter, geringere als geplante Erdgaslieferungen und Störungen der Lieferinfrastruktur. Angesichts dessen steht auch für Unternehmen – unabhängig ihrer Branche – weiterhin klar im Vordergrund: Es müssen individuelle Lösungen gefunden werden, um für alle denkbar möglichen Szenarien gewappnet zu sein.