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 |  Ausblick 2022 – Trends in der Energiewirtschaft

Ausblick 2022 – Trends in der Energiewirtschaft

 

Die Zeichen stehen auf Umbruch: Mit dem Koalitionsvertrag setzt das neue Regierungsbündnis aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gerade in puncto Energiekurs einige wichtige Akzente. Bereits bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden; die zuvor geltende Zielmarke sah bislang noch einen Wert von 65 Prozent vor.

Mit Blick auf den Anteil, den die Erneuerbaren derzeit noch am Energiemix halten, wird deutlich, wie ambitioniert diese Aufgabe ist. Wurden im vergangenen Jahr rund 246 Terawattstunden (TWh) Strom und somit über 50 Prozent der öffentlichen Nettostromerzeugung von erneuerbaren Energiequellen produziert, müssen dies laut Vorgabe in den kommenden acht Jahren 600 TWh sein. Die Koalitionspartner sind sich angesichts dessen einig: Ohne die notwendige Transformation der Stromnetz-Infrastruktur wird diese Herausforderung nicht zu meistern sein.

Innovative Lösungen sind gefragt

Entsprechend wird auch 2022 die fortlaufende Digitalisierung der Energieversorger von immenser Bedeutung bleiben. Soll die Anteil der erneuerbaren Energien wie vorgesehen rasant steigen, ist eine flexible und digital geregelte Netzinfrastruktur unabdingbar. Das bislang zentral gesteuerte Stromnetz muss dringend die Fähigkeit erhalten, lokal und agil auf die schwankende Stromerzeugung durch Solar- und Windenergieanlagen reagieren zu können.

Und genau dafür ist nun Tüftlergeist gefragt. Mit Hilfe der Entwicklung innovativer Lösungen zur Verteilung der dezentral erzeugten erneuerbaren Energien – beispielsweise auch auf Basis Künstlicher Intelligenz – kann die Transformation der Netzinfrastruktur gelingen. Dass sich das Geschäftsmodell der Energieversorger infolgedessen von Grund auf ändern wird, steht inzwischen völlig außer Frage.

Stadtwerke werden in Folge der mit der Energiewende einhergehenden Strukturänderungen mit dem klassischen Geschäftsmodell im Energiebereich künftig nicht mehr die erforderlichen Erträge erwirtschaften können. Vielmehr werden sie neue Wege beschreiten und erkennen müssen, welch riesigen Wirtschaftsfaktor beispielsweise die digitale Daseinsvorsorge für sie darstellen kann.

Digitale Daseinsvorsorge als Wachstumsförderer

Natürlich ist es von Stadtwerk zu Stadtwerk letztendlich unterschiedlich, welches Geschäftsmodell am lukrativsten erscheint. Gerade mit Blick auf den Glasfaserausbau offenbart sich jedoch ein weit verbreitetes Wachstumspotenzial. Laut Marktanalyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation wird die Nachfrage nach Bandbreite allein in den nächsten fünf Jahren um das Fünf- bis Sechsfache steigen. Kein Wunder hat der OECD zufolge der Anteil an Glasfaseranschlüssen an allen stationären Breitbandanschlüssen im Dezember 2020 in Deutschland lediglich 5,4 Prozent betragen.

Schließlich sind es jedoch nicht nur die Versorger, von denen 2022 ein Umdenken erwartet wird und die nun die Weichen für ein exzellentes Change-Management stellen sollten. Ebenso gilt es, die Endverbraucher und Gewerbetreibende beim fortlaufenden Wandel abzuholen. Die Energiewende muss gemeinsam vorangetrieben werden – ein Grund mehr, weshalb 2022 dringend kommunikative Aufbauarbeit geleistet werden muss. Laut dem aktuellen „Barometer Digitalisierung der Energiewende“ im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums lässt derzeit beispielsweise allein die Bekanntheit moderner Messeinrichtungen nach wie vor sehr zu wünschen übrig.